Kinder sind neugierig, stellen Fragen und wollen Antworten. So auch wenn es um das Thema Sterben und den Tod geht. Der Tod ist auch heute noch ein absolutes Tabu. Obwohl Leben und Sterben zusammen gehören. Das eine geht ohne das andere nicht. Viele Erwachsene glauben der Tod wäre nicht kindgerecht und daher wollen wir unsere Kinder, wie ich in meinem Beitrag "Kinder erleben Trauer anders" bereits schrieb, beschützen. Doch Kinder können ab einem gewissen Alter gut mit dem Thema Tod umgehen. Sie verstehen das dieser zum Leben dazu gehört und gehen meist sehr natürlich mit den Themen Sterben und Tod um. Die meisten Kinder dürften auch selbst schon die Erfahrung mit Todesfällen gemacht haben. Sei es weil z.B. die Oma oder der Opa verstorben ist oder aber ein geliebtes Haustier.
Ich selbst bin Mutter und gerade wir Eltern versuchen alles, um unsere Kinder zu beschützen. Doch wir können unsere Kinder nicht von Situationen fernhalten denen sie ohnehin früher oder später begegnen werden. Der Tod wird uns alle treffen. Natürlich möchte sich niemand von uns tagtäglich mit dem Tod befassen. Es gibt sicher weitaus schönere Themen. Doch wir sollten auch nicht so tun als gäbe es den Tod nicht, als wäre Sterben überhaupt kein Thema in dieser Welt. Sterben ist ein natürlicher Prozess und diesen sollten wir auch mit unseren Kindern thematisieren, ohne ihnen Angst zu machen. Das ist häufig ein großes Problem. Wenn wir als Eltern schon Angst haben und mit Unbehagen über den Tod sprechen, wie sollen wir dann offen mit unseren Kindern sein können?
Nach dem Winter kommt der Frühling. Ein neues Leben. Im Winter ist alles trist, grau und kahl und im Frühling beginnt alles zu wachsen und zu blühen. Auf dieser Ebene können wir unseren Kindern sehr gut und verständlich den Prozess des Lebens näher bringen und erklären. Der Winter ist der Tod und der Frühling das Leben danach. Es geht weiter im Jenseits, in der geistigen Welt. Wir sind nicht einfach weg. Das Leben kommt und geht, doch wir leben auf einer anderen Ebene weiter. Für Kinder ist der Gedanke das die Oma oder der Opa oder auch das geliebte Haustier im Himmel auf einer Wolke sitzt und zu uns herunter schaut sehr tröstlich. Und auch wenn dem natürlich so ist, sollten wir vor allem kleinen Kindern diese Illusion nicht nehmen.
Was ich selbst in der Praxis häufig erlebe sind verunsicherte Eltern. Wenn ein Kind plötzlich vor der Mutter steht und wissen will was der Tod bedeutet, was es bedeutet wenn jemand stirbt oder was mit ihm passiert wenn die Mutter oder der Vater jetzt sterben würde, werden häufig mit einfachen und ausweichenden Sätzen abgetan. Die Fragen des Kindes werden nicht beantwortet. Dies ist wenig hilfreich und auch nicht unbedingt beruhigend. Im Gegenteil. Dieses Verhalten schürt Ängste. Genau wie der Satz "Die Oma ist eingeschlafen". Kinder brauchen und wollen Antworten. Sie wollen begreifen. Wenn der eine sagt "Oma ist im Himmel", während der andere sagt "Oma ist auf dem Friedhof", kommt es unweigerlichzu der Frage wo die Oma denn jetzt wirklich ist. Hier sind wir wieder bei dem Leben nach dem Tod. Die Seele befindet sich in der geistigen Welt, während der Körper – die sterbliche Hülle, auf dem Friedhof beerdigt wurde. Der Spagat zwischen kindgerecht und Wahrheit ist nicht immer einfach. Vor allem dann nicht wenn ein Kind noch sehr klein ist.
Ich bin ich der Meinung das die Illusion, der Oma oder dem Opa auf der Wolke im Himmel durchaus erlaubt ist. Es gibt Trauerbegleiter die das vollkommen anders sehen und absolut dagegen sind. Ich rate Eltern auf ihr eigenes Gefühl zu hören. Denn wir Eltern kennen unsere Kinder am besten und können sehr gut abschätzen ob diese Art der Illusion angebracht ist oder eben nicht. Viel wichtiger sollte es sein das wir unseren Kindern nichts verheimlichen, sie nicht vor etwas schützen wollen wovor wir sie nicht schützen können. Doch wir sollten immer aufrichtig und verständnisvoll sein und vor allem ... keine Angst haben!